Eine Chance der Arbeitsmarktintegration: Migranten werden Unternehmer

Jeder Mensch hat eigene Potentiale und Stärken, manchmal bedarf es lediglich der gezielten Förderung, um diese zum Blühen zu bringen. Da gerade Menschen mit Migrations- oder Fluchterfahrungen mit Chancenungleichheiten konfrontiert oder bei Zugängen zu Informationen benachteiligt sind, leistet das Projekt „Migranten werden Unternehmer“ einen wertvollen Beitrag dazu, genau diese Hürden zu überwinden. Dabei handelt es sich um ein zweitägiges Existenzgründungsseminar von den Wirtschaftspaten e.V. und der Wirtschaftsförderung Gießen, das von der Peter Fuld Stiftung gefördert wird.

Fotocredit: Peter Fuld Stiftung

 

 

Wie kommt man von der Geschäftsidee zur Gründung? Das Seminar leistet gezielt Unterstützung bei der konzeptionellen Erstellung eines Business-Plans, um dem Traum der Selbstständigkeit ein Stückchen näher zu kommen. Seminarleiter und ehemaliger Unternehmer Dr. Bertold Horn von den Wirtschaftspaten e.V. ist dabei realistisch und konkret: „Mach was Du willst, aber mach Dir nichts vor,“ führte Herr Horn ein Sprichwort heran. Für das Gründen brauche man Unternehmergeist und so führte er professionell und mit viel Erfahrung aus erster Hand durch den Business-Schulungstag, bei dem es darum ging, die wichtigsten Rahmenbedingungen für einen Businessplan zu stecken.

Die Geschäftsideen der Teilnehmenden waren vielfältig und entstammten ihren individuellen Lebensrealitäten: Herrenausstatter, Food-Lieferdienst, Onlineshop für außereuropäische Produkte, freiberufliche Referentin für Nachhaltigkeitsseminare, Dienstleistung zum Wissenstransfer aus dem Agrarsektor für Entwicklungsländer. Herr Horn orientierte sich individuell an allen Ideen und Fragen der Teilnehmer und gab durchweg passgenaues Feedback. Die Geschäftsidee solle gut durchdacht sein, damit sich das gegründete Unternehmen über Wasser halten kann: „Wenn Ihr es nicht schafft, ist es nicht schlimm, davon geht die Welt nicht unter, aber es sind viel Zeit und Geld hineingeflossen, deswegen sollte man es sich gut überlegen,“ erklärte Herr Horn. Wer nicht wisse, was er oder sie macht, könne nicht werben und Botschaften an potenzielle Kunden bringen. Auch für Marktanalysen und das eigene Absetzen von der Konkurrenz müsse Klarheit über das eigene Konzept herrschen. „Man kann mit allem erfolgreich sein, man muss nur wissen, was man macht,“ gab Herr Horn den Teilnehmenden mit.

Wenn die Geschäftsidee steht, gilt es ein Geschäftsmodell zu entwickeln. Mithilfe der Methode „Business Model Canvas“ führte der Seminarleiter den Teilnehmenden vor, wie sich nach und nach systematisch ein Geschäftsmodell entwickeln lässt. Aspekte wie Kundenorientierung und Kundennutzen wurden intensiv besprochen. Herr Horn machte klar: Man habe nur wenig Zeit, um den Kunden zu gewinnen – da seien lange Geschichten fehl am Platz. Das wurde auch direkt ausprobiert und Herr Horn fragte jeden Teilnehmenden nach der Botschaft seines zukünftigen Geschäfts. Das Resultat: Keine Antwort sei gut gewesen, aber auch keine schlecht. An den Antworten sollten sie noch einmal feilen: „Es gibt so ein paar Sachen, die sagen alle!“

Nicht weniger wichtig als das Kennen des eigenen Produkts, ist das Identifizieren der Zielgruppe, um effektive Kundenbeziehungen aufzubauen. „Es geht immer um den Kunden und den Kunden kennt man nie ganz genau, dafür ist er aber flexibel. Wenn man ihm etwas schmackhaft macht, kommt er,“ überzeugte Herr Horn die Teilnehmenden mit seinem Knowhow. Anhand von Fallbeispielen wurden unterschiedliche Geschäftsmodelle auf ihre Beständigkeit geprüft und auch Themen wie Preisfindung, Marketing, Social Media besprochen.

Die Teilnehmenden zeigten sich sehr zufrieden über den Input: „Das Seminar finde ich super gut! Wir besprechen genau die Sachen, mit denen ich mich gerade bei meinem Businessplan beschäftige. Ich kann individuelle Punkte nochmal überdenken und neue Ideen intensiv weiterentwickeln,“ berichtete ein Teilnehmer und sagte am Ende des Seminars hochmotiviert: „Ich habe jetzt noch etwas mehr zu tun!“